Liebe Lady Sara,
diese Mail ist noch keine Anfrage nach einer Session, sondern eher “Fanpost”. Doch leider habe ich keine eigene Kontaktadresse für Fanpost gefunden, also improvisiere ich hier und hoffe, dass es Sie erreicht.
Ich bin 25 Jahre alt und Studentin. Ich nutze die Labels “lesbisch” und “asexuell”, wobei Letzteres nur aufgrund eines Mangels an besseren Alternativen gewählt wurde und einer Erläuterung bedarf. Auf Ihre Website bin ich gestoßen, als ich aus Interesse per Google herausfinden wollte, ob es Escort-Services für Lesben gibt. Da ich mich schon früher mal gefragt habe, ob das BDSM-Konzept des “Sub” auf mich passen könnte, war ich auch garnicht zögerlich, die Website anzuklicken.
Was ich nicht erwartet habe ist, dass ich mich im Durchstöbern der Website verlieren und nach fünf Stunden des Lesens eine tiefe Bewunderung für Sie empfinden würde. Ihr Blog hat mich besonders fasziniert. Sowohl die Geschichte Ihrer Diskriminierung durch Ihre ehemalige Universität, Ihr Outing gegenüber Verwandten, der Teil über Ihre Geschlechteridentität, ihre Erfahrungen als lesbische Freierin als auch die absolut berechtigte Diskussion über die Entlohnung Ihrer Tätigkeit hat mich zutiefst beeindruckt und berührt. Ich habe die Antwort auf einige persönliche Fragen gefunden, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie mir stelle und habe Worte für Empfindungen kennengelernt, die ich nicht benennen konnte (z.B. “Kopforgasmus”).
Wie bereits erwähnt habe ich schon einige Male versucht, mich der BDSM-Szene anzunähern. Ich habe mich in verschiedenen Foren angemeldet und wurde fast in jedem davon dumm angequatscht, obwohl ich mich deutlich als lesbisch-asexuell bezeichnet habe. Die Antworten reichten von Leuten, die diesen Teil meines Profils einfach ignoriert haben bis zu Leuten, die mich gleich erstmal gefragt haben, ob ich deshalb noch “Jungfrau” bin. Auch habe ich immer nur Anfragen von Männern bekommen, was mich dann dazu gebracht hat, mich schnell wieder abzumelden. Sie fragen sich sicher, warum es nötig ist, dass ich Ihnen hier meine halbe Lebensgeschichte aufdränge, aber ich glaube, dass der kurze Exkurs nötig war, um dieses Lob nicht allzu sehr wie unbegründete Schleimerei klingen zu lassen.
Mir war immer klar, dass es in jeder “Szene” auch einen Bereich geben muss, in dem man Leute findet, die professionell und intelligent sind. Ich glaube in keiner “Community” kann es nur ignorante Personen geben. Und wie es aussieht, habe ich mich nicht getäuscht. - Ihr Artikel “Eine Szene oder viele?” hat mich noch weiter darin bestätigt.
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich geweint habe, als ich die Umfrage zu “Scham nach Sex” bzw. zu Scham nach der Masturbation gelesen habe, weil ich mich sehr angesprochen fühlte, da ich mich einen Großteil meines Teenager-Daseins dafür geschämt habe, von meinen Fantasien her noch nicht mal genau auf das Label “asexuell” zu passen, dass ich mir selbst gegeben habe, geschweige denn auf das, was als “normale” Sexualität verstanden wird. Zwar bin ich mit dem Erwachsenwerden dazu übergegangen mich mehr zu akzeptieren und weniger Scham als eher Verwirrung darüber zu empfinden, was ich will, aber jetzt im Nachhinein zu verstehen, dass es wirklich viele Leute gibt, die so empfinden, hat mich (obwohl ich es eigentlich hätte wissen müssen) doch irgendwie überrumpelt. Und dass Sie sich als “Fantasy-Designerin” darüber Gedanken machen, wie Sie mit sowas am besten umgehen, zeugt von einem enormen Einfühlungsvermögen Ihrerseits.
Ich hoffe mein “Fangirling” Ihnen und Ihrer Arbeit gegenüber verschreckt Sie nicht und dass Sie es als das Kompliment lesen, das es sein soll. Mir ist klar geworden, dass ich auf jeden Fall meine erste reale Session mit Ihnen möchte, aber natürlich will ich Ihnen auch den Preis für Ihren Aufwand zahlen können, also habe ich mich entschlossen zu sparen und wenn ich in ein paar Monaten genug zusammen habe, dann frage ich offiziell an. Bis dahin lege ich in eine symbolische Spardose zurück, auf der “Lady S.” steht
Viele Grüße und ein schönes Wochenende, F.