BlogReflexionen

Money Slavery und Blackmail-Verträge

Gibt es echten Fetischismus für Schulden und Erpressung?

Anläßlich diverser Anfragen nach Money Slavery habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob und unter welchen Umständen ich eine Geldherrin-Geldsklaven-Konstellation für ethisch vertretbar halten würde, und wie ggf. eine Umsetzung aussehen könnte. Allerdings ist mir bis heute nicht klar, ob es sich bei dem Gesuch nach Money Slavery wirklich zumindest bei einigen Kandidaten um einen ernstzunehmenden Fetisch handelt, dessen reale Umsetzung aus Sicht des Geldsklaven angestrebt wird, oder ob lediglich (unreflektierte) Dark BDSM-Fantasien über Ausbeutung und Erpressung den Bewerber behaupten (und evtl. selbst glauben) lassen, daß er sich gern in die absolute Abhängigkeit von einer Geldherrin begeben würde.

Mangelnde Zahlungsbereitschaft selbsternannter Geldsklaven

Ich hatte noch nie einen Geldsklaven. Ich habe auch noch nie danach gesucht oder entsprechende Services beworben. Es gab und gibt aber trotzdem immer wieder entsprechende Anfragen von vermeintlichen Interessenten. Und diese entpuppten sich bisher immer, wenn ich sie ernstzunehmen gedachte, als "heiße Luft".

Im Folgenden zitiere ich zwei typische Korrespondenzen:


Sehr geehrte Lady Sara,

der Grund, warum ich Sie anschreibe, ist folgender: Ich bin sehr devot und habe dieses leider noch nie so richtig real ausgelebt. Insbesondere suche ich seit 3 Jahren eine Geldherrin. Ja, ich habe den Moneyfetisch für mich entdeckt. Nun, ich weiss, dass es sehr sehr viele "Gelddominas" im Internet gibt. Aber die wollen meiner Meinung nach NUR abzocken. Und private Girls aus Kontaktanzeigen sind auch nicht das wahre. Nun komme ich zu Ihnen. Können Sie sich vorstellen, einen Geldsklaven zu haben?

Dazu zählt dann:

-Überwachung der Girokonten per Online Banking

-dass ich brav meine EC Karten und Kreditkarte an Sie abgebe

-und noch vieles mehr. (inkl. Vollmacht wenn gewünscht)

Sie würden mir das Geld einteilen und sich natürlich auch an vergreifen können. Denn Sie wären die Herrin über alle meine Finanzen. Naja genug geredet denke ich… Es würde mich sehr freuen wenn Sie sich melden und wir drüber reden könnten. Gerne auch am Telefon oder per Msn/Yahoo. Ich verbleibe erst einmal in DEMUT

Hallo Michael,

mit reinem Money-Fetisch habe ich bislang keine Erfahrung. Ich würde mich freuen, wenn du zunächst eine Telefon-Erziehung zum regulären Tarif bei mir buchst und wir dann dabei die Details in Ruhe besprechen.
Wärst du damit so einverstanden?

Viele Grüße, Lady Sara

Tut mir leid. Das ist nicht so mein Ding.

Hallo, was ist nicht so dein Ding? Du würdest mir sofort deine Konto-Vollmacht geben, aber du würdest nicht für ein Vorgespräch bezahlen? Das verstehe ich nicht. Oder war das jetzt ein Mißverständnis: ich möchte EINMALIG einen Telefontermin zur Absprache über den weiteren Ablauf, danach kann ggf. die eigentlich Money Slavery beginnen…und zwar in dem Rahmen, den wir beim Telefonat miteinander absprechen würden. Alternativ könntest du auch eine Plauderdatebuchung für die ersten Absprachen vornehmen. Wie gesagt: danach ist alles weitere dann möglich, soweit es im legalen Bereich bleibt und beide Parteien ihre Freude daran haben!

Viele Grüße, Lady Sara

Darauf gab es dann einfach keine Antwort mehr!


Da SIE sicher viel zu tun haben und ich nicht lange stören möchte, stelle ich meine Frage kurz und knapp: Ist es möglich, IHNEN auch als Geldsklave zu dienen, indem man IHNEN einen rechtsverbindlichen Schuldschein mit hoher Ratenzahlung unterschreibt? Ich bin ein devoter und masochistischer junger Mann, der es genießt sich zu unterwerfen und sich auch rechtlich voll und ganz seiner HERRIN unterwerfen möchte. Falls diese Frage SIE nerven sollte, tut es mir wirklich leid. Es würde mich einfach freuen, wenn SIE antworten…

Hallo, prinzipiell ist das möglich. Allerdings ist es zwingend erforderlich, zunächst ein Dinnerdate bzw. eine telefonische Fernerziehung bei mir zu buchen und dann die Details zu besprechen - insbesondere lege ich hohen Wert auf safe-sane-consensual und möchte vor allem die "sanety" im persönlichen Gespräch überprüfen. Ein rechtsverbindliches Dokument kann dann, sofern wir uns in diesem Gespräch einig werden und es nicht nur ein Play-Dokument (fiktiver Sklavenvertrag) sein soll, ggf. unter Hinzuziehung eines Anwalts/Notars aufgesetzt werden, dessen Kosten natürlich auch von dir zu tragen und im Voraus anzuzahlen wären. Für die Konditionen eines Plauderdinners oder einer Telefonerziehung siehe meine "Regeln", die Konditionen der Money Slavery werden dann während des Plauderdates entsprechend ausgehandelt. Kinky Gruß, und frohe Weihnachten, Lady Sara

Hallo, danke dass SIE so schnell geantwortet haben. Ja, ein Plauderdate zum Besprechen der Einzelheiten ist auf jeden Fall nötig. Ich richte mich, was Zeit und Ort angeht, auf jeden Fall nach IHNEN. Der Vertrag soll rechtsbindend für mich sein. Im Moment erhalte ich Bafög, was heißt, dass auf den Notar wohl leider verzichtet werden muss… Sehe aber schon mal, ob ich mich da ein bisschen schlau machen kann. Es ist wirklich super, die Möglichkeit zu haben, mich IHNEN gegenüber zahlungspflichtig zu machen.

Hallo, nun bin ich etwas irritiert, wenn du von Bafög sprichst: wieviel Geld steht denn zur Verfügung? Wenn du keinen Anwalt/Notar bezahlen kannst/willst, ist das okay, wir können auch eine andere Vereinbarung treffen, z.B. einen regelmäßig ausgeführten Dauerauftrag deinerseits, aber das besprechen wir dann ggf. live.
Bitte überweise zur Buchungsbestätigung den Betrag für das Plauderdate iHv … gemäß der "Regeln" vorab an … Ich würde mich freuen, wenn sich eine für uns beiderseitig zufriedenstellende Lösung für die Money Slavery herauskristallisieren lässt. Zunächst herzliche Grüße, Lady Sara

Geschätzte LADY SARA, ich bin etwas verlegen, weil ich mich das erste Mal traue über meine unterwürfige Neigung zu schreiben und bei IHNEN ein gutes Gefühl habe. Das wird mein erstes Treffen in dieser Hinsicht (bin echt nervös und voller Vorfreude).
Endlich Nägel mit Köpfen…

Allerdings blieb es dann dabei - die Zahlung ist nie eingetroffen, auf Nachfrage erfolgte keine Reaktion…


Wie auch immer ich reagierte, den Aufwand für ein Sonderplanungs-Erstgespräch wollte bislang noch nie ein angeblicher Geldsklave vergüten. Es handelte sich dabei immer um überschaubare Beträge, wie sie eben auch von anderen Kunden mit anderen Fantasien zu entrichten wären. Es ist offensichtlich, daß solche Vernünftigkeit die "Geldsklavenfantasten" abschreckt - sie wollen lieber mit fiktiv hohen Summen "bedroht" werden als mit realistischen Honoraren konfrontiert werden.

Das Herangehen an einen unbekannten Fetisch

Grundsätzlich bemühe ich mich, bzgl. Vorlieben, die ich bislang noch nicht im eigenen Play oder im übergeordneten D/S-Dauerbezug kennengelernt habe, vorurteilsfrei zu sein und mit Neugier an mein Gegenüber heranzutreten, dann seine/ihre Beweggründe zu erfragen und bestmöglich nachzuvollziehen. So habe ich meinen eigenen Vorlieben- und Interessenkatalog auch schon um einiges erweitert und neue, spannende Facetten von BDSM kennengelernt.

Ob Money Slavery aber überhaupt BDSM ist, insbesondere ob es sich mit einer "sane"-Ethik vereinbaren läßt, ist umstritten - aber obwohl auch bei mir etliche Alarmglocken schellen, möchte ich es nicht gleich rundheraus verneinen, sondern zunächst die Bedürfnisse und Sehnsüchte der passiven Befürworter anhören und dann überlegen, wie ich mich konkret positionieren möchte.

Zum Anhören ist allerdings natürlich auch Zeit erforderlich, und wie bei allen anderen Praktiken, bzgl. derer ich Bedenken habe, die ich aber gern mit dem Bewerber gemeinsam auf ihre Berechtigung hin durchleuchten möchte, um mich ggf. von seiner Sichtweise auch überzeugen zu lassen, biete ich für eine Sonderplanung geeingnete Dates, üblicherweise Plauderdates, an. Ist allerdings bereits im Vorfeld klar bzw. zu vermuten, daß sich derjenige bereits an der bloßen Metakommunikation über den Geldfetisch aufgeilen will, dann fällt das Erstgespräch bereits unter die Buchungskonditionen für Live-Sessions oder Fernerziehungen. Aufgrund der Erfahrungen mit Fake-Anfragen gerade im Bereich der Money Slavery und der Tatsache, daß ein Geldsklave ja letztlich seinerseits sogar noch größere Beträge anbietet, halte ich es nicht für überzogen, im Zweifelsfall den Sessionpreis auch für ein "bloßes" Plaudertreffen zu verlangen.

Was leistet eine Geldherrin, wofür bezahlt der Sklave?

Ist Money Slavery wirklich der eigentliche Fetisch, dann besteht der Kick des Sklaven gerade darin, einen überdimensionalen Betrag an die Herrin "abzudrücken", evtl. gar von ihr finanziell "ausgebeutet" zu werden. Es geht beim Geldfetisch dem Geldsklaven darum, der Herrin Geld dafür zu zahlen, daß er nichts im Gegenzug bekommt.

Ist "Money Slavery" hingegen eine "Dark BDSM"-Fantasie, dann fantasiert der Sub nur von der Ausnutzung durch seine Herrin, ohne diese real zu wollen. Eine Umsetzung seiner Sehnsüchte ist somit letztlich nur ein Rollenspiel bzw. eine Fernerotik - entsprechend wäre bei einer professionellen Domina der reguläre Rollenspiel-bzw. Fernerziehungs-Preis zu entrichten.

Passiert "Money Slaverey" innerhalb einer rein privaten Paarbeziehung, dann sind der realen Ausbeutung meist durch das zugrundeliegende Liebesverhältnis, das zugrundeliegende Wohlwollen füreinander, Grenzen gesetzt - der passive Part kann sich auf die Verantwortung und Fürsorge des aktiven für sein existenzielles Wohlergehen verlassen, insoweit die Beziehung an sich verläßlich ist. Die finanzielle Konstellation (incl. der aus ihr resultierenden Unselbständigkeit des passiven Parts) ist meist dieselbe wie in traditionellen Einverdiener-Ehen - also per se auch nicht mehr oder weniger verwerflich. // Gehen hingegen ein Kunde und eine professionelle Domina eine Geldsklave-Geldherrin-Beziehung ein, dann sind die Motive der Domina und ihre Bereitschaft zu Fürsorge und Verantwortlichkeit natürlich zu hinterfragen - andererseits aber auch die Erwartungen des Subs. Es gibt aber nämlich Gefahren für beide Seiten: keine Money Mistress möchte, daß ihr Money Slave sich zu einem daueraufdringlichen Stalker entwickelt; und kein Money Slave möchte "sane" vollkommen ausgenutzt werden, sondern er idealisiert eine bestimmte Vorstellung von erotischer Ausbeutung durch eine verehrte Lady, oder von "fairer" Herrschaft der Geldherrin. Solange darüber nicht kommuniziert wurde, kann es zwangsläufig nicht zur beidseitigen Zufriedenheit klappen.

Mein Verdacht ist, daß mancher Bewerber entgegen dessen, was das Wort "Geldsklave" vermuten läßt (und was einem echten Geldfetisch entspräche!), die Domina nicht höher als gemäß ihres üblichen Honorars bezahlen möchte, sondern ihre Preise eher drücken will: er möchte ("für alles, was er hat"; oder für einen von ihm selbst festgelegten Monatsbetrag) ihr 24/7-Sklave werden, bei ihr einziehen, ständig mit Fernerziehungen bespaßt werden oder eine andere Form des (nicht klar vorkommunizierten) Dauerarrangements in Anspruch nehmen. Insbesondere, wenn "alles, was er hat" entsprechend niedrig ist, ist auch das großzügige Zahlungsangebot nicht ausreichend: Auch eine Kontovollmacht ist natürlich obsolet, wenn sich ein für die eingekaufte Servicezeit unzureichendes Guthaben bzw. sogar Schulden auf dem fraglichen Konto befinden. // Mancher vermeintliche "Geldsklave" möchte auch "nur noch für die Herrin arbeiten" und seinen eigenen Beruf "ihr zuliebe" an den Nagel hängen - außerhalb einer Partnerschaft (wo so ein Konzept einem klassischen "Hausfrauenstatus" entsprechen würde) ist das für eine eigenständige Domina aber ein gänzlich unattraktives Konzept (die oft auch mitfantasierte "Zuhälterei" wäre weder legal, noch würde sie so viel erwirtschaften, wie sich die meisten "Hurenanwärter" ausmalen - siehe dazu meine Erläuterung bei Hurenerziehung).

Um als Dienstleisterin einen für mich subjektiv stimmigen Mindest(!)preis aufrufen zu können, muss ich unbedingt erst verstehen, was ich überhaupt als Dienstleisterin erfüllen soll, mir den Zeitaufwand (z.B. auch zum ständigen Überprüfen und ggf. verbalerotischen Kommentieren der Finanztransfers des Kunden) und die weiteren Konsequenzen für meinen Alltag überlegen und dann in erster Linie dafür sorgen, daß er mich nicht unter meinem Regelpreis bezahlen will und "Money Slavery" für ihn nur die getarnte Bezeichnung für einen "Kuhhandel" zu meinen Ungunsten ist. Der potentiellen Versuchung, mich irgendwann an einer Geldherrinnenschaft (z.B. einer unbegrenzten Kontovollmacht, sofern eine solche überhaupt zur Debatte steht) unkonsuell zu bereichern und Maximal(!)grenzen nicht einzuhalten, muss ich also noch längst nicht widerstehen, solange die Rahmenbedingungen gar nicht besprochen sind. Werden sie allerdings besprochen, und entpuppt sich der vermeintliche Geldsklave tatsächlich als entsprechender Fetischist für den mir noch unbekannten Fetisch (und weder als Dark-BDSM-Roleplayer noch als absichtlicher Faker noch als unmündiger oder zumindest unreflektierter Spinner), dann muß die Safety, Sanety und Consensuality gewährleistet werden.

Wo/wie/warum finden sich Geldsklave und Geldherrin?

Die Beweggründe, Assoziationen und Erwartungen des Subs kennenzulernen, ist gemäß obiger Ausführungen also Grundbasis, damit gegenseitige Vorurteile und Mißverständnisse evtl. ausgeräumt werden können und ich ein adäquates Angebot unterbreiten kann.

Meine bisherigen Anfrager hatten offenbar nie real die Absicht, in diese vorbereitende Kommunikation einzusteigen. Vermutlich sind die meisten Leute, die derartige Anfragen an eine ganz normal ihre Services bewerbende Domina richten, "Tastenwichser", die sich nur beim Schreiben "einen runterholen" wollen, überhaupt keine reale Zahlungsbereitschaft haben und die Zeit der Domina vergeuden.

Aber was ist mit denen, die auf Geldherrinnen-Inserate antworten, die Blackmail-Verträge unterschreiben etc. ? Daß sicherlich eine Dame (oder ein Herr), der/die mit SM sonst nichts weiter "am Hut hat" und sich einfach nur als Geldlady (oder Geldmaster) anpreist, mit höchster Wahrscheinlichkeit keine ehrenwerten Absichten hat, liegt meines Dafürhaltens nach auf der Hand: Wenn die Anbieterinnen betonen, daß es ihr Fetisch sei, andere abzukassieren, dann nehme ich ihnen den Fetischismus nicht ab. Dies mag zwar auch ein Vorurteil sein und hätte ich jemals Gelegenheit, mich intensiv mit einer sich selbst als Geldfetischist/in definierenden Person zu unterhalten, würde ich auch da neugierige Fragen stellen. Für mich als aktive Anbieterin ist es aber zunächst wichtiger, die passiven Interessenten zu verstehen und dann zu entscheiden, ob ich einen der "sane"-Ethik entsprechenden ehrlichen Fetisch-Wunsch (und nicht z.B. nur ein selbstverletzendes Verhalten!) eines Passiven nach Money Slavery erkennen kann (egal, um welche Vorliebe es geht, ist mir diese Unterscheidung immer sehr wichtig!) oder nicht.

Sofern mich jemand über meine Domina-Webseite kontaktiert, verstehe ich mich als Service-Leisterin, Fantasy Designer, aktive Wunscherfüllerin für Fetisch-Wünsche. Nehme ich meinem Sub also einen tatsächlichen Fetisch für Money Slavery ab, dann wäre er ein naturveranlagter Geldsklave, ich meinerseits aber nur eine Service-Geldherrin (wie gesagt unterstelle ich momentan allen Geldherrinnen und Geldherren, die von Naturveranlagung reden, daß sie dabei nur Illusionsverkauf betreiben!) - mein Anliegen wäre also, wie bei jeder anderen Fremdfantasie auch, die ich als Serviceleisterin erfüllen will, die Bedürfnisse meines Gegenübers gut unter Beachtung von ssc-Kriterien umzusetzen. "Sanety" heißt auch, daß ich mich selbst vor Machtmißbräuchen schützen muss und "Safety" beinhaltet mindestens, daß durch das Arrangement die Existenzgrundlage des Subs nicht gefährdet werden darf.

Auslieferung mit Risiko-Management: Limits für Geldvollmachten

Der Wunsch, sich "nicht mehr selber kümmern zu müssen" und eine "Herrin zu haben, die alles entscheidet", ist bzgl. seiner Sanety auf Dauer hin problematisch. Diesen Wunsch zu haben und ihn reflektiert partiell in sicherem Rahmen auszuleben, darin besteht wohl die Herausforderung, wenn man ein gegenseitig faires Geldsklaven-Arrangement treffen will. Ich kenne -allerdings auch nur flüchtig- Paare, die dies im privaten 24/7-Beziehungs-SM umzusetzen versuchen. Dort spielt üblicherweise die Selbstverpflichtung des/der Aktiven zur Fürsorge des/der Passiven eine wichtige Rolle, und diese wiederum resultiert dann (wenn alles sane&consensual passiert) aus Liebe - sie könnte auch aus einer Berufsethik heraus resultieren, allerdings halte ich es für praktikabler, die Risiken auch zu beschränken - z.B. nicht mit dem Gesamtguthaben eines Subs zu spielen, sondern nur mit einem festen Kontingent z.B. aus Aktienüberschüssen oder dreizehnten Monatsgehältern oder Leistungsprovisionen bzw. anderweitig klar vordefinierten Teil-Einnahmequellen, oder alternativ mit einem festen Einzahlungsbetrag.

Die Idee des Ausgeliefertseins ist wohl die Vorstellung, die erregt. Möglicherweise erregt auch die Vorstellung des Mißbraucht-Werdens, aber der Nachteil einer Money Slavery wird in den meisten Fällen sein, daß es kein klares Ende wie bei einer Session gibt, und daß erotische Fantasie und erschreckende Realität sehr fließend ineinander übergehen können (vgl. Total Power Exchange. In einem professionellen Setting halte ich es für wichtig, daß Ausstiegspunkte von Anfang an vordefiniert sind - z.B. keine zeitlich unbegrenzten Vollmachten über das Gesamtguthaben erteilt werden, sondern regelmäßige Verlängerungen seitens des Subs unumgänglich sind. Damit werden letztlich Langzeit-Sessions vordefiniert, die doch wieder einen klaren Anfang und ein klares Ende haben.

Wenn meine Ethik mich verpflichten würde, das mir zur Vollmacht überlassene Konto nicht anzutasten, dann möchte ich die Vollmacht auch nicht haben, denn dann ist sie ein wertloses Papier, daß ich aus "safety" Gründen sogar gleich nach Erhalt vernichten würde. Es könnten allerdings Gelder, die mir -zusätzlich zum regulären Honorar- zur Verfügung stehen würden, unter Umständen zweck- und/oder leistungsgebunden sein (z.B. nur für den Einkauf im gemeinsamen Spiel benutzbarer Toys; oder an einen sinnlich-erregenden Benutzungsbericht gekoppelt) und sollten wie oben angegeben limitiert sein (z.B. nur aus einer nur Teil-Einnahmequelle des Subs gespeist werden, so daß ich die "sanety" und "consensuality" auch nicht versehentlich gefährden kann). Ohne Zweck/Leistungsgebundenheit müßte zweifelsfrei geklärt sein, ob ich sie (z.B. bei "Spielgeld" aus Überschüssen) tatsächlich ganz einstreichen dürfte, ohne mich für deren Verwendung zu rechtfertigen und ohne im Gegenzug dann eine entsprechende Zusatzzeit auf die Fernerziehung zu verwenden, oder ob letzteres der jeweiligen Erwartung -und somit auch bei Zustandekommen der Vereinbarung meiner Selbstverpflichtung- entspräche.

Rituale, öffentliches Outing, Rechtsverbindlichkeiten

Manch einen Sub reizt es allerdings nur, sich öffentlich zu seiner Herrin (bzw. zu seinem eigenen Sklave-Dasein für irgendeine Lady) zu bekennen. In dem Fall steht das Ritual im Vordergrund, und die Übergabe des eigenen Geldes ist Bestandteil des Rituals. Für eine bloße Symbolik halte ich die komplette Übereignung des Vermögens allerdings zu Lebzeiten für zu gewagt. In einem konkreten Fall, wo es ein alleinstehender Sub tatsächlich den Wunsch hatte, "irgendetwas Vertragliches zur Übereignung seines Vermögens" offiziell festzumachen, habe ich vorgeschlagen, daß er mich als (Teil-)Erbin in sein Testament aufnehmen lassen könnte -> das würde ihm den Gang (auf Wunsch auch mit mir gemeinsam!) zum Notariat ermöglichen, die teilweise oder sogar vollständige Money Slavery im Hinblick auf nach Ableben verbleibendes Vermögen (wobei ich hierzu eine Klausel einbauen lassen würde, um Schuld-Erbschaften klar auszuschließen) ermöglichen, und zudem ein indirekt notariell beglaubigtes Outing bewirken, da er mich in ein das bürokratisches Dokument explizit als "seine Domina" aufnehmen lassen könnte. (Obwohl ich dies Vorgehen für wesentlich risikobewußter als all seine eigenen Vorschläge gehalten hätte, hat er den Vorschlag allerdings nicht angenommen und auch seine eigenen Ideen wieder zurückgenommen und zahlt nun auch einen regelmäßigen Betrag für eine regelmäßige Fernerziehungsleistung.)

Der Kasino-Effekt

Auch die Unberechenbarkeit des Spiels kann einen erotischen Kick auslösen. So, wie man im Kasino gewinnen oder verlieren kann, kann man sich auch einer Geldherrin ausliefern und sich von ihrer Willkür überraschen lassen. So spiele ich mit zweien meiner Gäste wirklich um vordefinierte Einsätze (Bonuszahlung zusätzlich zum regulären Honorar und/oder Münzen aus der bestehenden Münzsammlung), die Spielaufgaben sind natürlich erotischer Natur.

Der Kloster-Effekt

In Klöstern müssen die Mönche oder Nonnen all ihr Geld dem Konvent überlassen, um in Demut und Armut zu leben. Die Vorstellung, sich einer Geldherrin auf diese Art zu unterwerfen, scheitert im professionellen Kontext üblicherweise daran, daß ein Zusammenleben eben nicht gegeben ist - und ein Zusammenleben wäre durchaus eine Gegenleistung, auch wenn sich der vermeintliche Geldsklave dieser Tatsache nicht bewußt ist.

Man könnte allerdings "Kloster auf Zeit" inszenieren - in der Tat sind den meisten Subs (verständlicherweise) die erforderlichen Honorare für ausgedehnte BDSM-Urlaube viel zu teuer, wer jedoch als "Geldsklave" auch (einmalig oder regelmäßig) einen größeren Betrag zu investieren bereit ist, könnte natürlich auch die dominante Nähe der Herrin (hier wieder: der Service-Herrin) in der ersehnten Weise für die Dauer eines Urlaubs (einmalig oder regelmäßig) buchen und in dieser Zeit ggf. auch die ersehnte Katharsis finden, die vielleicht mit der Vorstellung von Geld-abgeben und Sich-selbst-aufgeben (wie im Kloster!) verbunden ist…

Blackmail-Verträge

Mit sogenannten Blackmail-Verträgen binden manche Geldherrinnen ihre Geldsklaven an sich. Wieder bezweifle ich, solange mir niemand dies Vorurteil widerlegt, daß es sie es aus Fetisch-Gründen heraus tun. In einigen Fällen sind die Blackmail-Verträge verbalerotisch so aufbereitet, daß sie an sich eine Fernerziehungsleistung darstellen und die im Blackmail-Vertrag festgelegten "Schulden" nur der Fernerziehungsvergütung entsprechen. In anderen Fällen haben die Geldherrinnen möglicherweise wirklich unlautere Absichten, gegen einmalige Fernerziehungsleistung lebenslange Tribute einzufordern - ab wann solch ein Vertrag dann sittenwidrig wäre, müßten ggf. Rechtsanwälte prüfen. Ähnlich wie bei einem Sklavenvertrag kann man natürlich auch einen Blackmail-Vertrag "in-role" aufsetzen, und in den tatsächlich gültigen Buchungsvereinbarungen dessen Nichtigkeit sowie die tatsächlichen Kündigungs(oder Nichtverlängerungs-)bedingungen für das gebuchte Setting festlegen.

Mein Fazit: Minimalleistung = Verbalerotik

Da ich laienhaft davon ausgehe, daß Armut, Demut, Auslieferung, Selbstübereignung, Ohnmacht die zentralen Themen des Geldsklaven sind (und es vielmehr um diese als um das Geld per se geht - die Geldübergabe dient vor allem der Symbolik des Vorgenannten), halte ich diese Begriffe auch für zentral in der Verbalerotik zwischen Geldherrin und Geldsklave- egal, ob diese sich in Fernerziehungen oder in Kloster-Urlauben oder in (realen oder fiktiven) Verträgen/Testamenten o.ä. manifestiert, und ob es um einen einmaligen Aufwand seitens der Herrin (und sei es im Worst-Case nur das Erstellen einer durch Demütigung erotisierenden Webseite) geht oder um laufende Leistungen und laufende Zahlungen.

Wie bei allen Dienstleistungen im Erotik-Sektor vertrete ich die feste Überzeugung, daß das Preis-Leistungs-Verhältnis von Anbieter/in und Kund/in als "subjektiv stimmig" empfunden werden muss (und andernfalls kein Geschäft zustande kommt!) und daß eben im BDSM noch "safety-sanety-consensuality" unverzichtbar sind. Ist letzteres der Fall, der mündige Sub also bei klarem Verstand und hat auch die Domina einen Mindestsinn für Fairness, wird es kaum einen Money Sub geben, der "Geld für gar nichts" bezahlt, sondern wird die Mindestleistung immer (einmalige oder regelmäßige) Verbalerotik sein … und zwar beim Geldfetisch Verbalerotik, die sich ums Geld-Ausgeben, Abzocken, Mißbrauchen und Enteignen dreht. Diese Verbalerotik KANN dem Sub auch wirklich subjektiv stimmig den Preis wert sein, und das Honorar auch dem entsprechenden Aufwand dafür (und ggf. für die Zusatzleistungen) aus Sicht der professionellen, verantwortungsbewußten Moneymistress ebenfalls subjektiv stimmig entsprechen. Sollte es IN DIESEM SINNE tatsächlich Geldversklavungs-Fetischisten geben und wir ein für uns beide passendes Preis-Leistungs-Level finden, dann bin ich gerne als Service-Top (zeitlich befristet, ggf. mit automatisch befristeter "Abo-Verlängerung") das geeignete Pendant.


Leser-Kommentar

Hallo Sara, mich beschäftigt seit langem Blackmailing und ich wäre auch schon fast drauf rein gefallen. Ich nenne es jetzt mal so. Als devoter Mann, der sich nach einer dominanten Frau sehnt, hat man es manchmal auch nicht leicht, wenn einen diese Gefühle überkommen. Auf meinen Recherchen um das ganze Thema bin ich auf eine Seite gelangt und las mit höchstem Interesse deine Ausführungen dazu.

Das hat mir sehr stark imponiert. Nicht nur inhaltlich, auch wie gekonnt du jegliche Umschreibung auf den Punkt bringst, dich fast minutiös durch alle Aspekte wühlst und dann eine komplette Auflösung für dich und letztendlich für viele Leser bietest ohne jemanden zu verurteilen.

Du siehst dabei immer noch die gute Absicht oder wenigstens urteilst du nie negativ und behandelst alles sehr wertfrei. Oh, Mann, wenn ich auf klassische Dominanz stehen würde, hättest du einen neuen Verehrer dazugewonnen.

So fern es dich interessiert, könnte ich ebenso die Aspekte etwas beleuchten, warum der eine oder andere Devotling sich an Frauen wie dich wendet oder es zulässt, dass man sich dem Blackmailing aussetzen möchte, ohne sich vielleicht über die Konsequenzen bewusst zu sein.

Zumindest könnte ich es beschreiben, warum jemand dafür anfällig ist.
Natürlich hat es was mit Kopfkino zu tun, auch mit Erregung und bei vielen mag es eine Wichsvorlage sein.
Dein Artikel aus Domina-Sicht hat mir dabei gezeigt, dass ich gar nicht Blackmailing als solches wünsche.
Es fehlt der reale Bezug. Für mich persönlich, die Nähe und der Körperkontakt.
Ich glaube viele denken, man kann sich hinter dem PC verstecken und irgendwer holt einen da schon wieder raus. Zu Not schafft man es so, wie man vielleicht seine geheimen Fotos oder Videos löscht, die die prüde Ehefrau nicht sehen darf.

Die Distanz ist es, die viele mutig macht oder leichtsinnig.
Dabei ist das Gefühl, das wirkliche Gefühl so echt.
Der Wunsch umfassende Kontrolle abzugeben ist so stark, dass wohl dem einen oder anderen die Phantasie durchgeht.

Letztendlich war deine Schilderung für mich der Endpunkt dann zu wissen. Blackmailing und Geldfetisch auf Online-Basis, kann nie zu Befriedigung führen.

Ich weiß aber auch, dass eine Frau, die meine Schwächen kennt und diese live bzw. real ausspielt, mich durchaus in die Situation bringen kann, ihr mehr als nur ein Honorar auf freiwilliger Basis zu geben.

Solang ich einen realen Gegenwert dafür bekomme, wäre ich wohl in dieser Misere verstrickt.

Sollte ein Frau das dann so ausnutzen und mich auf die Online Bank verweisen, würde ich mir das nicht gefallen lassen.
Erst recht nicht, wenn sie ohne diese Gegenleistung mein Leben verändert oder gar die Existenz auf dem Spiel steht.

Ich denke, dass man sich als Frau auf Dominaseite in eine gewisse Gefahr bringt und vielen dürfte das nicht bewusst sein, eben gerade, wenn eine reine Online-Erziehung den menschlich persönlichen Bezug nicht bieten kann, es den einen oder anderen Mann ausrasten lässt.
Denn, was hat er dann noch zu verlieren.

Ich denke auch, dass selbst so etwas auf eine gewisse Honorarbasis gestellt werden muss. Somit ist auch für beide Seiten eine rechtliche Absicherung gegeben.

Ich werde es auf jeden Fall so Handhaben, dass ich zu einem Treffen, das mitnehme, was theoretisch ausgeben kann, auch wenn es für mich unter Umständen zu drastischen Einschränkungen führen kann.

Das kann man im Vorfeld verhandeln, wie man eben über ein Honorar verhandelt. Um den Reiz des Zwangs zu haben, ist es halt mehr, als man üblicher Weise bereit ist, zu geben.
Das nicht wissen, ob die Frau es einen wegnimmt oder lässt, das muss dann den Kontrollverlust mimen.

Wichtig ist die Gegenleistung, je nach Neigung der beiden Partner.

Nun, ob das von irgendjemanden nun gelesen wird, ist ebenso nicht von Belang. Ich erkläre es mir quasi gerade selbst, ich erkläre es für mich und so ähnlich dürfte es auch bei einer Online Befriedigung sein.

Danke noch mal, für die Präsentation deiner Artikel, wirklich toll.


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