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Safewords & Codesignale im BDSM, sowie Play ohne Safeword

Ein Codesignal wird vor BDSM-Sessions häufig vereinbart, um Meta-Kommunikation über die Session ("off-role") von Rollenspiel-Kommunikation innerhalb der Session ("in-role") unmißverständlich zu unterscheiden.

Insbesondere, wenn es um eine Notsituation geht, in der ein sofortiger Sessionabbruch gewünscht wird, ist es wichtig, die entsprechende Bedürfnis-Äußerung nicht für ein Spielelement zu halten.

Während in einem entsprechenden Rollenspiel "in-role" ein "Hör auf" vielleicht mit einem lustvoll-dominanten "Halt die Klappe, Sklave, und widersprich der Herrin nicht" und einer Ohrfeige beantwortet werden kann, muss ein echter Notruf, eine Session aus physischen oder psychischen Gründen abzubrechen oder zu modifizieren, unbedingt als solcher erkennbar sein. Gleiches kann notwendig sein, wenn einfach nur ein nicht erotisierbares Unbehagen auftritt, dass zwar keinen Notfall darstellt, aber auch den Sinn der Session für eine/n der Beteiligten sonst ad absurdum führen würde.

Wird in einem Raum mit mehreren Personen gespielt, z.B. im Rahmen einer Playparty, dann ist es auch wichtig, dass Umstehende den Unterschied zwischen einem echten Notruf, der ggf. ein Einschreiten erfordert, und von einem zwischen den Spieler/inne/n als ignorierbar vereinbarten Ausruf (z.B. einem Hilfe-Schrei in einem Gefängnis-Spiel) zu unterscheiden.

Der Wechsel von "in-role" zu "off-role" kann durch Codewörter angezeigt werden. Auf Playparties werden sehr häufig die Wörter "Rot" oder "Mayday" verwendet, um einen Notruf zu signalisieren, der ggf. auch ein Einschreiten von Außenstehenden rechtfertigen soll.

"Rot" ist dabei Bestandteil des sogenannten "Ampel-Codes", bei dem "Rot" für ein sofortiges Stop-Bedürfnis steht, "Gelb" hingegen anzeigt, dass etwas brenzlig wird bzw. auf ein "Rot" zusteuern könnte, und "Grün" signalisiert, dass alles weiterhin okay ist oder sogar, dass etwas als zu lasch empfunden wird. - Die Details sollten immer zwischen den Sessionpartner/innen ausgehandelt werden, manche führen auch z.B. noch die Zwischenstufe "Orange" ein. - Lediglich das Party-Codeword ist im Falle einer Party nicht diskutabel und darf dann auch von einzelnen Spielgruppen nicht anderweitig verwendet / neu definiert werden.

Wie die Beispiele "Gelb" und "Grün" anzeigen, kann es duchaus noch weitere metakommunikative ("off-role") Bemerkungen geben als das Bedürfnis, ein Spiel direkt abzubrechen. Entsprechend werden Stop-Codes dann u.U. auch noch von Slow-Down-Codes und Okay-Codes und Speed-Up-Codes unterschieden, je nachdem, ob durch sie ein Abstoppen oder ein Reduzieren oder ein Bestätigen oder ein Intensivieren des Session-Geschehens bewirkt werden soll.

Es können auch noch andere individuelle Codes vereinbart werden. Ich bevorzuge es, einfach mit dem Wort "break" in die Metakommunikation einzusteigen und dann etwas zu äußern, was für den weiteren Sessionverlauf wichtig ist, aber keinen Akutnotfall darstellt. Das kann z.B. "Break - mir schlafen gerade die Hände ein, mach mich bitte demnächst mal los." sein, oder "Break - sorry, aber es törnt mich total ab, dass du mich dauernd als Schlampe bezeichnest" sein.

Ein in der privaten Szene und kommerziellen Branche auch verbreitetes Codeword ist "Gnade". Dies wird aber mit unterschiedlichen Bedeutungen gebraucht. Um Mißverständnisse zu vermeiden, ob das Bitten um Gnade als Stop-Word oder als Slow-Down-Word verwendet werden soll, oder ob es im Rahmen eines Rollenspiels auch einfach ignoriert werden darf und ein spöttisches: "Ha, Gnade! Dir gewähre ich doch keine Gnade, Sklave!" nach sich ziehen darf.

Was ist der Unterschiede zwischen einem Codeword und einem Codesignal? Von Codewords spricht man logischerweise dann, wenn es sich dabei tatsächlich um Worte handelt - in Anbetracht der Tatsache, dass Menschen u.U. geknebelt sein könnten oder auch aufgrund einer psychologischen Blockade oder eines physischen Ausfalls vielleicht Schwierigkeiten mit verbalen Äußerungen haben könnten, werden oft auch non-verbale Code-Signale zusätzlich eingeführt. Brummlaute funktionieren z.B. noch gut mit einem Knebel, und ich akzeptiere wiederholtes "hm-hm" als ein Äquivalent zu "break" und "hm-hm-hm" als ein Äquivalent zu "Mayday". Man könnte jemandem, der nicht sprechen kann im Play, aber z.B. auch eine Glocke in die Hand geben, die er dann für ein Stop einfach schüttelt. Erlaubt die Situation es, dass der/die Aktive die Handbewegungen des/der Passiven ständig im Auge behält, können auch ein einfaches Heben der Hand oder verschiedene Fingergesten als (differenzierte) Codesignale vereinbart werden. - Je nachdem, welche sonstigen Risiken man eingeht bzw. welche physischen und psychischen Prädispositionen ggf. bekannt sind, machen auch Codesignale Sinn, die von allein funktionieren, wenn ein/e Passive/r z.B. das Bewußtsein verliert oder eine physische Erschöpfung überhand nimmt: z.B. das Fallenlassen eines Gegenstands, der ihm/ihr zuvor in die Hand gegeben wurde.

Die Begriffe Safeword und Codeword bzw. Safesignal und Codesignal werden meistens synonym verwendet. Man könnte noch unterscheiden, dass sich Safewords ausschließlich auf sicherheitsrelevante Metabemerkungen beziehen und Codewords ggf. auch andere Belange, z.B. Langeweile oder das vielleicht zu frühe Anbahnen eines Orgasmus o.ä. betreffen.

Anstatt von einer Meta-Kommunikation über die Session könnte man auch von einer Regie-Anweisung für die Session sprechen. Insbesondere Menschen, die ein wirklich tiefes D/S-Play anstreben, möchten aber keine Regie-Anweisungen geben und betonen daher oft, dass sie gern "ohne Safewords" spielen möchten. Sofern keine Party-Situation vorliegt, wo das Beachten eines Party-Codewords alle Anwesenden betrifft, ist das grundsätzlich okay, weil echte Notfall-Situationen trotzdem kommuniziert werden können: Ich sage dann immer, dass ich auf Begriffe wie "Herzinfarkt", "Kreislauf" oder "Flashback", sofern sie klar außerhalb des Spiel-Kontexts stehen, natürlich reagieren werde und dann stimmen genau diese Menschen, die sich zuvor skeptisch geäußert haben, in aller Regel zu und finden genau dies "natürlich" gut.

In der Tat spiele ich privat auch meistens so, dass Codewörter eben auch nur für solche Fälle, also Medizinisches und Psychologisches, eingesetzt werden - und ob man dann "Mayday" sagt oder gleich das Problem benennt, ist dann wirklich Jacke wie Hose! Und da, wo ich Regie-Anweisungen geben möchte, weil es eben kein hartes D/S ist, sage ich auch sehr häufig nur ganz banal: "Nein, das möchte ich wirklich nicht." und nutze also "wirklich" anstelle des Kunstwortes "break", um dies als Meta-Kommentar zu kennzeichnen. Ob Sie dies auch so wünschen oder aber im Gegenteil als jemand, der bewußt kein Safeword haben möchte und damit letztlich meint, dass es eben außerhalb von echten medizinisch-psychologischen Notfällen keine Ausstiegsmöglichkeit geben soll, sondern er wirklich die Erfahrung eines Tunnelspiels mit "gnadenloser" Herrin (oft nur: bzgl. einer bestimmten Praktik!), genau ein solches Einlenken von mir unterbinden möchten, besprechen wir im Vorfeld.

Achtung, wenn Sie sich wirklich ein Play ohne Ausstiegsmöglichkeit außer im o.g. Notsituationen wünschen, werde ich Sie wohlmöglich damit überraschen, wie konsequent ich sein kann. Die wenigen Menschen, die dies wirklich bestellt haben, haben es auch bekommen und es danach fast immer insofern bereut, dass sie es als "eine interessante Erfahrung, die ich definitiv nie wieder machen möchte" eingestuft haben. - Empfehlenswerter ist es, dass Sie mir erlauben, mich an Ihre Grenzen einfühlsam heranzutasten: ein Edgeplay mit mir ist durchaus sehr konsequent, aber nicht wirklich gnadenlos, wenn ich bemerke, dass der Widerwille / Widerstand bei Ihnen doch "zu" groß wird. Und was "zu" hierbei bedeutet, schätze ich aufgrund meiner langjährigen Spielerfahrung und anhand des vorher geführten Zielsetzungs-Gespräches nach bestem Wissen und Gewissen ein…


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