Viele Passive genießen es, ganz abzuschalten. Sich fallenzulassen. Nicht zu denken. Nicht zu entscheiden. Die Kontrolle abzugeben. Für begrenzte Dauer, meist die Dauer einer Play-Session, ohne eigenen Willen zu sein.
Am krassesten ist dies möglich, wenn man sich komplett objektifizieren läßt, also sich wie ein Ding ( = Objekt) behandeln läßt. Dazu gehört als bekannte Sexualvorliebe mit eigenem Namen wohl die Forniphilie - eine Spielrolle bzw. Session-Identität als Möbelstück. Auch die Dollification, eine Spielrolle oder Session-Identität als Puppe (nicht zwangsläufig als Sexpuppe), gehört dazu.
In eine ähnliche Richtung geht auch das Petplay, bei dem man zwar kein Ding ist, aber auch kein Mensch, sondern ein Tier.
Und letztlich ist auch die klassische D/S-Rollenverteilung mit Herrin und Sklave in gewisser Weise eine Parallele: zwar ist ein Sklave / eine Sklavin ein Mensch, aber mit eingeschränkten Rechten.
Entsprechend ist im Ageplay das Adult Baby ebenfalls ein Mensch, aber mit eingeschränkten Möglichkeiten.
In den beiden vorausgehenden Abschnitten bezeichnete ich ein Human Object als "komplett objektifiziert" und ein Human Animal als "komplett entmenschlicht".
Allerdings können sowohl die Petplayer als auch die Forniphilen als auch die Human Dolls in ihrem Charakterverständnis auch einige menschliche Züge belassen. Dabei kann man sich hervorragend an Zeichentrickfiguren orientieren - insbesondere die "Furries" tun dies innerhalb der Petplay-Szene z.B. an Figuren wie Roger Rabbit, und für Human Furniture gibt der bekannte Disneyfilm "Die Schöne und das Biest" eine wundervolle Vorlage dienstbarer Möbel:
Und Human Dolls, insbesondere Human Sexdolls, kann man ebenfalls erlauben bzw. verbieten (bzw. dies im Vorfeld zur Session einvernehmlich aushandeln), inwieweit sie z.B. als Roboterpuppen menschenähnlich agieren sollen/dürfen, z.B. sich in bestimmter Weise feilbieten müssen für sexuelle Benutzung etc.
Außerhalb von BDSM spricht von von "sexueller Objektifizierung" einer Person oder einer ganzen Geschlechtergruppe (meistens: Frauen), wenn diese ausschließlich auf ihren erotischen und/oder sexuellen "Nutzen" für eine andere Person oder eine ganze Geschlechtergruppe (meistens: Männer) reduziert werden, z.B. durch eine bestimmte Darstellungsweise ihrer rein äußerlichen Attribute auf Marketing-Plakaten oder in Pornografie. Dies stellt im realen Alltag meistens eine uneinvernehmliche Verletzung der individuellen Würde dar und/oder fördert -zumindest u.U. bei unkritischem und/oder unreflektierten Publikum- eine sexistische Diskriminierung.
Im BDSM kann aber genau dies auch einvernehmlich erotisiert und/oder fetischisiert werden: Menschen können sich freiwillig innerhalb eines bestimmten Kontextes (z.B. gegenüber einer bestimmten Person und für die Dauer einer konkreten Session) "sexualisieren" bzw. "sexuell objektifizieren" lassen zum "Fickstück" oder zur "Wichsvorlage" und dabei einvernehmliche Lust empfinden.
Sie mögen es dann, sich präsentieren zu müssen, sich "begaffen" zu lassen, verbalerotische Demütigungen/Beschimpfungen anzuhören, echte Schwänze oder Dildos zu blasen, mit Strap-Ons "rangenommen" zu werden, evtl. sogar in einem Gangbang zur Verfügung zu stehen etc.
Wird dies noch mit einem Widerstands-Spiel verbunden, wird dies ggf. zum Rape-Play, also zum (metakonsensuell einvernehmlichen!) Vergewaltigungs-Spiel. Der/die Passive wehrt sich, als würde er/sie mit dem vermeintlichen Übergriff nicht einverstanden sein, und wird dann rollenspielerisch überwältigt und gezwungen - siehe auch Überwältigungs- und Zwangs-Spiele.