BDSM umfaßt die Anfangsbuchstaben der Wortpaare Bondage & Discipline (BD bzw. B/D), Domination & Submission (DS bzw. D/S), Sadism & Masochism (SM bzw. S/M). Letzteres bezieht sich im engeren Sinn nur auf Schmerz-Praktiken (Sadismus = Freude am Zufügen von Schmerz, Masochismus = Freude am Empfangen von Schmerz; im Rahmen der BDSM-Ethik dabei stets konsensuell mit mindestens Meta-Konsens).
In Abgrenzung zu "Sadism & Masochism" (abgekürzt: SM oder S/M) beschreibt "Domination & Submission" (abgekürzt: DS bzw. D/S) im einvernehmlichen BDSM-Kontext eine (mindestens meta-)konsensuell aufgebaute Hierarchie, die wahlweise beidseitig authentisch empfunden sein kann ("DS leben") aber einseitig authentisch gefühlt, auf der anderen Seite taktisch inszeniert (taktisch-psychologische Führung / Unterordnung) oder aber beidseitig rollenspielerisch inszeniert (DS-Roleplay) sein kann.
Somit enthält DS immer ein Gefälle von "Oben" und "Unten", mindestens eine "obere" Person übt Macht aus und mindestens eine "untere" Person erlebt Ohnmacht. Wiederum kann diese Macht bzw. Ohnmacht ein- bzw. beidseitig authentisch empfunden oder taktisch oder rollenspielerisch inszeniert sein.
Der in dieser Hierarchie höherstehende, mächtigere Part wird als der dominante Part (der Dominus oder die Domina, gebräuchliche Abkürzungen: Dom oder Domme) bezeichnet, der niedere Part ist der submissive oder devote Part (gebräuchliche Abkürzung: Sub). - Die Begriffsunterscheidungen zwischen "Submission" und "Devotion" und einigen benachbarten Begriffen mit Bedeutungsüberlappung, aber nicht Bedeutungsgleichheit, nehme ich im folgenden Abschnitt vor.
Übrigens: SM kann Mittel von DS sein, d.h. der/die Domme kann Macht ausüben, indem er/sie dem/der Sub Schmerzen zufügt, das ist aber nicht immer der Fall. Zudem muss SM nicht Mittel von DS sein: die ein- oder beidseitige Freude am Schmerz kann auch reiner Selbstzweck sein.
Die Begriffe Submission und Devotion werden im deutschsprachigen BDSM-Raum meist sehr synonym verwendet, was nicht ganz korrekt ist: Submission bedeutet Unterwerfung / Unterordnung, Devotion bedeutet tiefe Hingabe und Verehrung bis hin zur Aufopferung - und identisch ist das nur im Falle hingebungsvoller Unterwerfung - im Gegensatz z.B. zu widerspenstiger Unterwerfung oder emotionsloser Unterordnung.
Demut ist ein Bewußtsein der eigenen Unbedeutsamkeit oder Unvollkommenheit (einer anderen Person, einem Gott/einer Göttin oder einem eigenen Ideal gegenüber). Je nach Kultur- und Glaubenskreis wird diese Gesinnungshaltung für eine Tugend gehalten. Jemand, der dieser Tugend nacheifert, demütigt sich selbst vor dieser (tatsächlichen oder idealisierten) Macht. Die Demut geht aber nicht automatisch mit Selbstverachtung einher, man kann sich auch der eigenen Kleinheit bewußt sein, ohne sich wert- und würdelos zu fühlen. So kann mancher Christ/Jude/Moslem sich in Gottes Hand geborgen fühlen und sich Gott gegenüber demütig "an seinem Platz" wissen, ohne diesen Platz für eine schlechte Position zu halten. Ein Knecht/eine Magd kann seinen Herrn/seine Herrin ehren und sich demütig verhalten, ohne unzufrieden zu sein oder undankbar um seine Stellung. Und im BDSM kann Demut auch mit gegenseitiger Liebe einhergehen. Die Demut ist auf jeden Fall die eigene Gesinnungshaltung der Kleinheit, die über das Selbstwertgefühl zunächst noch nichts aussagt. Natürlich demütigt sich gerade im BDSM auch mancher in eine (spielerisch) "unwürdige" Position hinein aus freien Stücken, macht sich kleiner, als er wirklich wäre - und somit erniedrigt er sich selbst von seiner "Ausgangsposition" herunter. Was aber natürlich die "Ausgangsposition" ist, ist -im realen Leben wie in der BDSM-Session- subjektiv.
Nicht nur der Sub kann sich selbst demütigen, er kann auch von seiner Herrin gedemütigt werden. Oder der Glaubende von seinem Gott. Oder der Knecht von seinem Meister. Das heißt, der machtvolle Part bringt den abhängigen Part in die Demut zurück - an seinen ihm "gebührenden" Platz; an seine Ausgangsposition, wenn er sich in Hochmut "selbst erhöht" hat ODER (ggf. im willkürlichen Machtmißbrauch) auch in eine niedrigere Position - letzteres ist dann eine (spielerische) Erniedrigung (ein Humilation Play). Besonders erniedrigende Demütigung ist oft mit Hohn/Spott/Beschimpfung oder Verlachung verbunden, sie ist dem Opfer auf (im SM-Kontext meist lustvolle) Weise peinlich und hier wird auch gern und bewußt zu überzogenen Mitteln gegriffen. Gerade hier sind im BDSM die meisten Stolperfallen, denn was den einen Sub lustvoll erregt, erscheint dem anderen schlichtweg ärgerlich/lächerlich und verletzt einen anderen wohlmöglich ernsthaft in seiner Psyche - deshalb sollte hier stets ein ausführliches Vorgespräch über Vorerfahrungen, Vorlieben und Tabus stattfinden.
Ein DS-Rollenspiel hat selbstverständlich einen klaren Anfang und ein klares Ende und ist somit per se eine Session. Es ist auch per se ein Play, und zwar sogar per se immer ein Hierarchy Play.
Ob zeitlich begrenzter tief empfundener DS als "Play" (und somit als "Hierarchy Play") bezeichnet werden kann/darf/soll oder nicht, daran scheiden sich die Geister. Ich kann mich auf verschiedene gängige Sprachgepflogenheiten einstellen und bin diesbzgl. nicht dogmatisch, habe allerdings aufgrund langjähriger Szene-Gewohnheit eine Tendenz, "Session" und "Play" synonym zu verwenden und daher auch hier von "Play" zu sprechen.
Zumindest den einseitig taktisch inszenierten DS ordne ich jedenfalls klar als "Session" ein aufgrund der zeitlichen Begrenzung, und meist läßt auch auf der Gegenseite die jeweilige Wirkung rasch nach, wenn die entsprechenden Reize nicht mehr aktiv gesetzt werden.
Es gibt jedoch auch einen beidseitig tief empfundenen DS, der sessionübergreifend eine zwischenmenschliche Beziehung durchziehen kann. Dann spreche auch ich nicht mehr von "DS-Play", sondern entsprechend von "DS-Beziehung". (Evtl. kann es innerhalb einer DS-Beziehung auch noch klar zeitbegrenzte Sessions geben, der permanente DS ist dann "leichterer" Natur als die intensiveren, da bewußter focussierten und aktivierten, Gefühle innerhalb der Sessions.)
Üblicherweise werden DS-Sessions im Studio-Kontext gebucht. Dafür werden ein- oder mehrstündige Termine, selten mehrtägige Termine, genauso konkret abgestimmt wie für alle anderen Sessions auch.
Manche Subs wünschen sich aber auch eine Dauerversklavung durch ihre Herrin - am liebsten möchte der Sklave 24 Stunden lang und dies 7 Tage die Woche seiner Herrin zur Verfügung stehen - diese Sehnsucht läßt sich angesichts der realen Lebensumstände (berufliche Situation von Sklave und Domina, private/familiäre Beziehungen, finanzieller Background / Sessionhonorar) nicht ohne Einschränkung umsetzen. (Auch in privaten DS-Beziehungen sind TPE-Modelle übrigens äußerst selten!)
Die idealisierte Dauerverfügbarkeit des Sklaven bei gleichzeitiger Willkür der Herrin läßt sich professionell in Form einer Abrufbereitschaft des Sklaven innerhalb -anhand der realen Lebensumstände geeignet festgelegter- vorbesprochener Bereitschafts-Zeiträume realisieren, ggf. in Kombination mit verschiedenen Formen der Fernerziehung und Hausaufgaben für den Sklaven: das Honorar wird in solch einem Dauersklaven-Arrangement ggf. nicht terminspezifisch, sondern als Monatspauschale, vom Sklaven an die Domina, entrichtet.
Ein solches Arrangement kann -ohne ständige Zwischenbesprechungen- durch Einstellung der monatlichen Zahlung seitens des Subs gekündigt werden. Gleichermaßen kann natürlich auch die professionelle Herrin, deren Sub im Rahmen seiner Dauerversklavung unangemessene Erwartungen an sie stellt (unangemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis) oder die aus sonstigen Gründen das Dauerarrangement beenden möchte, eine Kündigung der D/S-Dauerbeziehung auch jederzeit aussprechen (auf D/S-Ebene formuliert: den Dauersklaven verstoßen), und für eventuell bereits empfangene Restbeträge noch eine angemessene Anzahl regulärer Einzel-Sessions anbieten.
Stellt weder der Sub die Zahlungen ein noch äußern er oder die Herrin einen Beendigungswunsch, gilt das 24/7-Dauerarrangement als im beiderseitigen Einvernehmen zu den vorab individuell vereinbarten Konditionen verlängert.
Das Anlegen/Abnehmen des Sklavenhalsbandes ist ein weitverbreitetes Ritual, um Sessionstart und -ende zu markieren.
Im DS-Rollenspiel ist dies nur eine symbolische Geste, im einseitig taktischen oder beidseitig authentischen DS erzielt es oft auch eine psychologische Wirkung bzw. ist Ausdruck eines bereits bestehenden Gefühls.
Vor und nach Session-Ende schätzen viele Sessionpartner/innen auch ganz bewußt ein Gespräch auf gleicher Augenhöhe.
Typischerweise wird innerhalb der Sessions mit verschiedenen bewährten (z.B. aus Management & Militär) psychologischen Führungs-Kniffen symbolisch gespielt oder werden diese bewußt taktisch eingesetzt.
Manche DS-ler/innen legen Wert auf einen Sklavenvertrag. Dieser findet in der Regel keine übergreifende Anwendung über die Session hinaus, sondern gilt nur innerhalb dieser (z.B. rollenspielerisch in einem DS-Rollenspiel) und unterliegt denselben Sicherheitsvereinbarungen (z.B. kann die Durchsetzung jeder Passage mit einem Codeword gestoppt werden). Oft dient auch bereits das Aufsetzen des Sklavenvertrags einem psychologisch beabsichtigten Effekt, z.B. soll eine Passage dem Sub im Rahmen von "Fear Play" gezielt Angst machen.
Seltener dient der Sklavenvertrag dazu, metakonsensuellen Non-Konsens niederzuschreiben. Zu beachten ist (auch zu Ihrer eigenen Sicherheit!), dass einerseits sittenwidrige Passage niemals Rechtsgültigkeit durch vertragliche oder pseudovertragliche Niederschrift erhalten und dass kein Sklavenvertrag die Verpflichtung zur Eigenverantwortung des Subs